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Wobei die Ironie an dem ganzen ist, dass die spezifische Herbizidkombination (2,4-D und 2,4,5-T) damals unter anderem deshalb gewählt wurde, weil sie vor allem relativ spezifisch auf Laubbäume wirkt, während viele gerade auch für die Ernährung wichtige Pflanzen wie z.B. insbesondere Gräser und damit Getreide nur relativ geringfügig beeinträchtigt werden. Für die ebenfalls stellenweise stattfindenden Angriffe auf die Nahrungsgrundlagen wurden dagegen vor allem Agent Blue (besonders wirksam gegen Reis) und Agent White benutzt, die allerdings weniger bekannt sind, vor allem da sie nicht aus der Herstellung mit Dioxin verunreinigt waren. Verschiedene chemische Waffen mit Farben zu kodieren hat schon seit dem 1. Weltkrieg Tradition, damals gab es z.B. bei der deutschen Artillerie an der Westfront den Begriff des "Buntschießens".

Es war zwar bekannt, dass hohe Exposition von Menschen akut relativ stark toxisch wirken (und auch krebserregend und bei Männern die Fruchtbarkeit verringernd sind), aber die Dioxinverunreinigung (speziell mit TCDD, das giftigste aller Dioxine) aus der Herstellung (die natürlich wie immer möglichst billig sein musste, man hätte das auch entfernen oder vermeiden können, wie es heute geschieht, da die Agent Orange-Wirkstoffe nachwievor sehr beliebte Herbizide in der Landwirtschaft sind...), die vor allem für die Langzeitfolgen verantwortlich ist, war so nicht eingeplant, und für deren Langzeitgefährlichkeit gab es damals noch überhaupt kein Bewusstsein. Nicht nur bei der Regierung oder den Militärs, sondern auch die Wissenschaft hat das damals tatsächlich noch nicht wirklich ernst genommen, das kam eigentlich erst ein paar Jahre später nach dem Sevesounglück. Eine ganze Reihe damals in der Landwirtschaft eingesetzter kommerzieller Pestizide war ebenfalls mit Dioxin verunreinigt, das entstand halt in Spuren als unerwünschtes Nebenprodukt bei der Herstellung, und man hat sich nichts dabei gedacht. Das hat halt nur nicht zu solchen Folgen wie in Vietnam geführt, da die eingesetzten Mengen pro Flächeneinheit deutlich geringer waren als in Vietnam.

Und ohne das jetzt irgendwie runterspielen zu wollen, direkt in den Gegenden in Südvietnam wo Agent Orange damals versprüht wurde ist die Kontamination meines Wissens heute garnicht mehr so besonders hoch, das Hauptproblem sind heute die damals viel stärker konzentriert kontaminierten 28 ehemaligen US-Militärbasen in Nordvietnam, auf denen die Flugzeuge mit Agent Orange beladen wurden. Da das Zeug in der Umwelt mobil ist, wird von diesen Hotspots ausgehend die Umgebung immer wieder neu kontaminiert.

Von daher kann ich trotz aller durchaus berechtigten Kritik, am Vietnamkrieg allgemein sowieso, aber auch am nur allzu sorgenlosen Umgang mit Agent Orange, obwohl man es im Rückblick vielleicht besser hätte wissen können, die US-Regierung(en) zumindest ein bischen verstehen, dass sie sich nicht für etwas offiziell entschuldigen wollen, was damals relativ allgemein (auch und gerade von wissenschaftlicher Seite) als akzeptabel betrachtet wurde. Die Briten haben z.B. ähnliches ca. 15 Jahre vorher in Malaysia gemacht (der US-Einsatz von Agent Orange&Co. war davon inspiriert), und haben dafür nicht ansatzweise soviel Kritik über die Jahre bekommen wie die USA für Vietnam (allerdings hatten sie eben auch das Glück, dass ihre Herbizide nicht verunreinigt waren, ausserdem ist die "Malayan Emergency" allgemein weniger bekannt als der Vietnamkrieg). Die erwarteten akuten Vergiftungen von exponierten Leuten in den besprühten Gebieten aufgrund der bekannten akuten Toxizität wurden halt bewusst als akzeptable Kollateralschäden hingenommen, so pervers das aus heutiger Sicht klingen mag, die Langzeitfolgen hatte man nicht auf dem Schirm.

Schadensersatz sollte eigentlich natürlich trotzdem selbstverständlich sein, im Zivilrecht haftet man mit wenigen Ausnahmen auch für alle Schäden die man verursacht, egal ob diese jetzt vorsätzlich, fahrlässig oder überhaupt nicht in irgendeiner Form schuldhaft verursacht wurden (die Ausnahmen beziehen sich eher darauf, bei WEM man den Schaden verursacht, z.B. gibt es keine Haftung bei Gefälligkeitsdiensten, wie z.B. wenn man einem Kumpel ohne Entgelt beim Umzug hilft und einem etwas runterfällt, ohne dass man grob fahrlässig gehandelt hätte - wenn dem Umzugshelfer etwas teures runterfällt dem also schnell einen Fuffi in die Hand drücken, damit ist es kein Gefälligkeitsdienst mehr ist und er das seiner Haftpflicht melden kann, wobei ich allerdings nicht selbst dazu rate, sondern nur weitergebe, was mir ein Rechtsanwalt mal gesagt hat, denn das wäre dann ja Versicherungsbetrug...). Damit tun sich aber nicht nur die USA traditionell schon immer schwer, siehe auch diverse Opfer(-gruppen) aus dem 2. Weltkrieg, die weniger bekannt sind als die Juden (der griechische Widerstand gegen die Besatzer z.B.), die ebenfalls bis heute auf Anerkennung und Entschädigung aus Deutschland warten, man wartet hier halt auch lieber darauf, dass die endlich mal den Weg alles natürlichen gehen und aussterben...

Kann der Klaus Trophob nicht. yes

Kommentare

Der hätte sich auch einfach Blätter auf den Hut kleben können, bisschen in die Knie gehen und fertig

Kann der Klaus Trophob nicht. yes

USA Technik

 

Nur mal so interessehalber, Ist das wissentschaftlich erwiesen, das das Zeug über generationen weitergegeben wird? 

Edith:
Ok, habs selbst gefunden:
"Es wirkt unter anderem fetotoxisch (teratogen), schädigt also das ungeborene Kind im Mutterleib, und ist sehr persistent, das heißt, es verbleibt lange Zeit in der Umwelt. Die andauernde Belastung der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird in Zusammenhang mit dem – bis in die Gegenwart – drastisch erhöhten Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen und einer größeren Zahl weiterer Erkrankungen gebracht."

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Agent_Orange

 

Wird aber nicht weitergegeben, sondern bleibt einfach da.

Noch heute - über 40 Jahre später - werden infolge des Chemieangiffes Kinder mit schwersten Mutationen und Behinderungen geboren.

Von einer "Entschuldigung" oder gar Schadensersatz keine Spur.

Wobei die Ironie an dem ganzen ist, dass die spezifische Herbizidkombination (2,4-D und 2,4,5-T) damals unter anderem deshalb gewählt wurde, weil sie vor allem relativ spezifisch auf Laubbäume wirkt, während viele gerade auch für die Ernährung wichtige Pflanzen wie z.B. insbesondere Gräser und damit Getreide nur relativ geringfügig beeinträchtigt werden. Für die ebenfalls stellenweise stattfindenden Angriffe auf die Nahrungsgrundlagen wurden dagegen vor allem Agent Blue (besonders wirksam gegen Reis) und Agent White benutzt, die allerdings weniger bekannt sind, vor allem da sie nicht aus der Herstellung mit Dioxin verunreinigt waren. Verschiedene chemische Waffen mit Farben zu kodieren hat schon seit dem 1. Weltkrieg Tradition, damals gab es z.B. bei der deutschen Artillerie an der Westfront den Begriff des "Buntschießens".

Es war zwar bekannt, dass hohe Exposition von Menschen akut relativ stark toxisch wirken (und auch krebserregend und bei Männern die Fruchtbarkeit verringernd sind), aber die Dioxinverunreinigung (speziell mit TCDD, das giftigste aller Dioxine) aus der Herstellung (die natürlich wie immer möglichst billig sein musste, man hätte das auch entfernen oder vermeiden können, wie es heute geschieht, da die Agent Orange-Wirkstoffe nachwievor sehr beliebte Herbizide in der Landwirtschaft sind...), die vor allem für die Langzeitfolgen verantwortlich ist, war so nicht eingeplant, und für deren Langzeitgefährlichkeit gab es damals noch überhaupt kein Bewusstsein. Nicht nur bei der Regierung oder den Militärs, sondern auch die Wissenschaft hat das damals tatsächlich noch nicht wirklich ernst genommen, das kam eigentlich erst ein paar Jahre später nach dem Sevesounglück. Eine ganze Reihe damals in der Landwirtschaft eingesetzter kommerzieller Pestizide war ebenfalls mit Dioxin verunreinigt, das entstand halt in Spuren als unerwünschtes Nebenprodukt bei der Herstellung, und man hat sich nichts dabei gedacht. Das hat halt nur nicht zu solchen Folgen wie in Vietnam geführt, da die eingesetzten Mengen pro Flächeneinheit deutlich geringer waren als in Vietnam.

Und ohne das jetzt irgendwie runterspielen zu wollen, direkt in den Gegenden in Südvietnam wo Agent Orange damals versprüht wurde ist die Kontamination meines Wissens heute garnicht mehr so besonders hoch, das Hauptproblem sind heute die damals viel stärker konzentriert kontaminierten 28 ehemaligen US-Militärbasen in Nordvietnam, auf denen die Flugzeuge mit Agent Orange beladen wurden. Da das Zeug in der Umwelt mobil ist, wird von diesen Hotspots ausgehend die Umgebung immer wieder neu kontaminiert.

Von daher kann ich trotz aller durchaus berechtigten Kritik, am Vietnamkrieg allgemein sowieso, aber auch am nur allzu sorgenlosen Umgang mit Agent Orange, obwohl man es im Rückblick vielleicht besser hätte wissen können, die US-Regierung(en) zumindest ein bischen verstehen, dass sie sich nicht für etwas offiziell entschuldigen wollen, was damals relativ allgemein (auch und gerade von wissenschaftlicher Seite) als akzeptabel betrachtet wurde. Die Briten haben z.B. ähnliches ca. 15 Jahre vorher in Malaysia gemacht (der US-Einsatz von Agent Orange&Co. war davon inspiriert), und haben dafür nicht ansatzweise soviel Kritik über die Jahre bekommen wie die USA für Vietnam (allerdings hatten sie eben auch das Glück, dass ihre Herbizide nicht verunreinigt waren, ausserdem ist die "Malayan Emergency" allgemein weniger bekannt als der Vietnamkrieg). Die erwarteten akuten Vergiftungen von exponierten Leuten in den besprühten Gebieten aufgrund der bekannten akuten Toxizität wurden halt bewusst als akzeptable Kollateralschäden hingenommen, so pervers das aus heutiger Sicht klingen mag, die Langzeitfolgen hatte man nicht auf dem Schirm.

Schadensersatz sollte eigentlich natürlich trotzdem selbstverständlich sein, im Zivilrecht haftet man mit wenigen Ausnahmen auch für alle Schäden die man verursacht, egal ob diese jetzt vorsätzlich, fahrlässig oder überhaupt nicht in irgendeiner Form schuldhaft verursacht wurden (die Ausnahmen beziehen sich eher darauf, bei WEM man den Schaden verursacht, z.B. gibt es keine Haftung bei Gefälligkeitsdiensten, wie z.B. wenn man einem Kumpel ohne Entgelt beim Umzug hilft und einem etwas runterfällt, ohne dass man grob fahrlässig gehandelt hätte - wenn dem Umzugshelfer etwas teures runterfällt dem also schnell einen Fuffi in die Hand drücken, damit ist es kein Gefälligkeitsdienst mehr ist und er das seiner Haftpflicht melden kann, wobei ich allerdings nicht selbst dazu rate, sondern nur weitergebe, was mir ein Rechtsanwalt mal gesagt hat, denn das wäre dann ja Versicherungsbetrug...). Damit tun sich aber nicht nur die USA traditionell schon immer schwer, siehe auch diverse Opfer(-gruppen) aus dem 2. Weltkrieg, die weniger bekannt sind als die Juden (der griechische Widerstand gegen die Besatzer z.B.), die ebenfalls bis heute auf Anerkennung und Entschädigung aus Deutschland warten, man wartet hier halt auch lieber darauf, dass die endlich mal den Weg alles natürlichen gehen und aussterben...

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