So wie die Einwohnergruppe da steht und zuguckt scheint das allerdings auch dort kein alltäglicher Anblick zu sein. Ich tippe mal darauf, dass irgendwo flussaufwärts eine (vorsichtig gesagt vermutlich nicht hiesigen Standards entsprechende) Mülldeponie überschwemmt wurde und so der ganze Müll in einem großen Schwall im Gewässer gelandet ist.
Südamerika ist sicher kein Musterknabe was den Eintrag von Plastikmüll in die Meere angeht, aber um die 90% des von Land aus eingetragenen Plastiks (40% der Gesamtmenge kommt alleine durch maritime Aktivitäten, z.B. verlorene Fischernetze) stammen meines Wissens aus China, Indonesien, Philippinen, Thailand, Vietnam und (zunehmend) Indien. Südamerika ist da mengenmässig wohl tatsächlich nur unter "ferner liefen".
Vermutlich eine Müllverbrennungsanlage, kein einfaches Kraftwerk. Die Sache ist, da die Deutschen unfraglich Weltmeister in Mülltrennung sind (ob das dann wirklich recycled wird ist ein anderes Thema), hat der Restmüll in Deutschland meistens nicht mehr genug Brennwert, um die Verbrennungstemperaturen zu erreichen, die nötig sind, um Dioxine (und manche andere toxische Substanzen) thermisch zu zersetzen (das heisst jetzt nicht, dass der Müll dioxinverseucht ist, sondern Dioxine entstehen unweigerlich bei der Verbrennung von organischen Materialien). Deshalb muss so oder so zugefeuert werden, entweder mit fossilen Brennstoffen (meist Erdgas), oder eben mit hochwertigem Müll wie Plastik. Letzteres ist im Vergleich tatsächlich die ökologisch bessere Variante, das hat nicht primär etwas mit Gewinnmaximierung zu tun, und tatsächlich ist hierbei die Mülltrennung auch zumindest nicht völlig überflüssig, da man so den Plastikmüll jeweils passend zur jeweiligen Müllcharge dosieren kann, um die gewünschte Temperatur zu erreichen, statt sich auf das existierende Mischungsverhältnis verlassen zu müssen.
Ganz so einfach ist die Welt leider nicht. Ja, es wird Plastikmüll exportier, der größte Teil nach China, allerdings abnehmend, da China inzwischen selbst mehr Wert darauf legt, nur noch sortenreine Kunststoffe anzukaufen, weshalb vor weniger als einem Jahr das aktuelle Plastikmüll-Thema vor allem war, dass soviel davon in Müllverbrennungsanlagen landet, da er keine Abnehmer in China zwecks Recycling mehr findet. Ein erheblicher Teil des exportierten Plastikmülls wird als Rohstoff in andere Länder VERKAUFT, es wäre wohl selten dämlich (aus der Sicht der Zielländer!), wenn die unseren Müll von ihrem eigenen Geld kaufen würden um ihn dann in die Meere zu kippen. Wenn wir die für die Entsorgung bezahlen würden wäre das anders, aber soweit ich weiss trifft das auf den Plastikmüll eher nicht zu, sondern vor allem auf Dinge wie Elektroschrott.
Ein erheblicher Teil der in den Meeren landenden Verpackungen stammen daher nicht aus von hier exportiertem Müll, sondern eine weitere (meines Wissens deutlich größere) Komponente sind in Plastik verpackte Produkte (z.B. Hygieneprodukte wie Shampoos etc.), die (auch aus Deutschland) in Länder mit fehlender oder schlechter Infrastruktur zur Müllsammlung und -verarbeitung exportiert werden. Verstärkt noch dadurch, dass diese Produkte gerade in diese Länder oft in viel kleineren Verpackungseinheiten (mit anteilig mehr Müll durch Skaleneffekte) exportiert werden, da die ärmere Bevölkerung diese sonst nicht bezahlen kann. Deshalb produziert ein (Mittelschicht-)Einwohner dieser Länder oft pro Kopf mehr Plastikmüll als ein Einwohner eines wohlhabenden Landes wie Deutschland.
Ich sage ja nicht, dass das garnicht stattfindet. In China gab es meine ich gelegentlich auch die Masche, dass ein "Unternehmer" Fördergelder vom chinesischen Staat für den Aufbau eines Recyclingunternehmens kassiert hat, von einem Teil des Geldes wurde dann Müll importiert, damit man was in den Büchern stehen hatte, und der Müll landete dann illegal auf einer Deponie (oder eben in einem Fluss).
Das ändert aber nichts dadran, dass in den meisten Ländern (China war da glaube ich die Ausnahme, vermutlich da China viel stärker industrialisiert ist als die anderen Länder auf der Liste), in denen das meiste Plastik im Meer landet, meines Wissen tatsächlich Verpackungen von vor Ort verbrauchten Produkten den größten Teil davon ausmachen. Deshalb gibt es ja auch tatsächlich Bestrebungen (deren Erfolgschancen allerdings leider wohl eher sehr fraglich sind), den Export von in Plastik verpackten Produkten in Länder ohne zumindest halbwegs funktionierende Entsorgungsinfrastruktur international zu verbieten oder zumindest zu ächten.
Wollte gerade schreiben, gut dass wir hier nur noch schnell einreißende Papier- statt stabile Plastiktüten bekommen. Nicht auszudenken, wie die Nordsee sonst aussähe!
Man könnte damit anfangen sowas zu sanktionieren. Man könnte anfangen massive Gebühren für Schwerölverbrenner zu erheben. Man könnte anfangen Containerschiffe mit Solar zu subventionieren. All das hätte WIRKLICH globale Auswirkung. Ne, wir verbieten Strohhalme, Diesel auf bestimmten Straßen usw.
Das sind alle Themen die man angehen kann wenn wir global einiges erreicht haben!
Du weißt aber schon, daß das die Rückstände aus der Diesel- und Benzinproduktion sind? Deswegen ist ja auch so viel Schwefel drin, der kommt aus der Verarbeitung.
Schwieriges Thema... natürlich "bringt" es was, aber wieviel? Und ist das nicht einfach morderner Ablasshandel für unser gutes Gewissen? Frei nach dem Motto "also wir haben keine Strohhalme mehr, aber der böse Chinese verschmutzt die Umwelt!"
Unterm Strich ändert sich global gar nichts und riesige Mineralöl-Konzerne werden ihren Gewinn sicher nicht für die Umwelt verringern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf eine ganz üble Sackgasse zusteuern und die Menschheit das noch bitter bereuen wird.
Meine Schwester war vor ner Weile auf den Malediven mit der Uni... abseits der Touristen-Gegenden war da gefühlt alles voller Müll.